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ATB-Tag 2026 in Freiberg (Sachsen)

Die Ereignisse aus Sicht von Knigge
Wer dachte, ein ATB-Tag bestehe nur aus Satzungsparagrafen, Formalia und höflichem
Kopfnicken, hat definitiv den diesjährigen in Freiberg verpasst. Zwischen ernsthaften
Debatten, überraschend klaren Worten und einem Kommentar, der so trocken war wie die
Luft im Sitzungssaal kurz vor der Präsidentenwahl, gab es genug Stoff für einen Bericht, der selbst Nichtteilnehmer wachhält.


Wer wissen will, wie man zwischen Kupfer Fußabdruck, Verbandspolitik und Bierdorf zu
vernünftigen Entscheidungen kommt, ist hier genau richtig.

Ankunft in Freiberg und erste Eindrücke
Vom 31. Oktober bis zum 2. November fand der ATB Tag in Freiberg statt. Für mich war es ein besonderes Wochenende, da ich erstmals als 2. Vorsitzender unseren KV vertreten durfte. Ein herzlicher Dank an Lama, der mir vertrauensvoll unsere Stimmkarte überlassen hat.

Die Delegation unseres Akademikerverbands bestand aus Lama, Rantanplan, Dieimmerlacht und Zwitscher, der uns als Fahrer zuverlässig durch das herbstliche Sachsen manövrierte.


Für mich persönlich war es ein schönes Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern nach längerer ATB Pause. Der Begrüßungsabend auf dem Haus war entsprechend kameradschaftlich und feucht-fröhlich.

Die Sitzung: Zwischen Spannung, Sachlichkeit und klaren Worten
Schon zu Beginn war spürbar, dass dieser Sitzungstag intensiver werden würde als ein
gewöhnlicher ATB-Tag. Drei Hauptthemen dominierten: die Vorkomnisse rund um die
Verfehlungen eines ehemaligen Bundesbruders im Wiener ATV, die Anträge des Rechts- und Ehrenausschusses (REA) und die Wahl des Präsidiums. Die Stimmung war teilweise angespannt, stellenweise konfrontativ, aber insgesamt geprägt von respektvoller akademischer Debatte.

Die Anträge des Rechts- und Ehrenausschusses
1. Ausgelöst durch die Vorkommnisse beim Wiener ATV hatte der REA den Auftrag erhalten, Satzungsänderungen auszuarbeiten, die dem ATB künftig wirksamere Sanktionen ermöglichen sollten, sowohl gegen Mitglieder, d.h. Korporationsverbände oder Bundeskorporationen, als auch gegen einzelne Angehörige, d.h. Mitglieder eines Korporationsverbandes oder einer Bundeskorporation.

Alle Anträge erhielten zwar mindestens einfache Mehrheiten, jedoch erreichten nur einige die notwendige satzungsändernde Zweidrittelmehrheit. Damit ist das Präsidium künftig befugt, einzelne Angehörige für bis zu zwei Jahre von ATB Veranstaltungen auszuschließen. Weitergehende Sanktionen gegen Mitglieder, etwa Geldstrafen oder Veranstaltungsausschlüsse, scheiterten hingegen.

Aus meiner Sicht ist das bedauerlich. Der ATB bleibt damit in einem ungünstigen
Spannungsfeld: Zwischen "nicht reagieren" und "Ausschluss" fehlen weiterhin die
notwendigen Zwischenschritte. In meiner Funktion als Vertreter unseres KV habe ich allen Anträgen des REA zugestimmt und mich vorab dafür ausgesprochen.

2. Die Wahl des Präsidiums
Besonders spannend wurde es bei der Wahl zum Präsidenten. Gicht trat zunächst als
einziger Kandidat an, wurde im ersten Wahlgang jedoch mit deutlicher Mehrheit nicht gewählt. Der Verband zeigte hier Haltung: Die Mitgliedschaft Gichts im KV des Wiener ATV und sein Umgang mit den Vorkommnissen dort standen im Raum.

Im zweiten Wahlgang wurde Kolbe gewählt, der als bis dato 2. Vorsitzender bewusst auf
eine Kampfkandidatur verzichtet hatte.
Einer der prägendsten Momente des Tages war die Rede des Bundes-X a.D., Bundesbruder Schöngeist. Seine Gegenrede zu Gichts erneuter Kandidatur war klar, sachlich und zugleich bemerkenswert mutig. Zwei seiner Aussagen möchte ich hervorheben, da sie die Stimmung
vieler im Saal treffend widerspiegelten.

Er sagte: "Eine wiederkehrende Peinlichkeit waren für mich die Gespräche nach den Kommersen, da ich nach jeder Rede unseres Präsidenten mich dafür entschuldigen musste, dass er sie unnötig politisierte, die Handlungen des WATV kontextfrei beschönigte und so vielen Mitgliedern die Festfreude verdorben hatte."

Und weiter: "Als Aktivenvorstand haben wir Gicht mehrmals erklärt, dass die Begründung der Hausverbote nicht in einer Kollektivstrafe liegt. Vielmehr ist es ein Schutz der eigenen
Mitglieder. Da der WATV aktuell nicht zu erkennen gibt, gegen den mindestens in ihrer
Aktivitas verbreiteten Rassismus und Antisemitismus vorzugehen, können seine Mitglieder nicht auf eigenen Veranstaltungen erwünscht sein."

Diese Worte füllten eine Lücke, die lange offen gewesen war, und erinnerten mich an
Diskussionen, die wir selbst im KV geführt hatten.

Gegen Ende der Sitzung, als Konzentration und Sauerstoffgehalt im Raum gleichermaßen nachließen, kam noch ein Moment, der manchem in Erinnerung bleiben dürfte. Der Vorsitzende des KV des Wiener ATV kommentierte den Beitrag von Schöngeist aufgebracht mit “Er ist ein Linker.” Der Satz kam so unvermittelt, dass man sich kurz fragte, ob er humorvoll gemeint war oder ob man eine Pointe verpasst hatte. War er aber nicht. Vielleicht war es gerade diese Ernsthaftigkeit, die den Moment so skurril machte.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass unsere Dieimmerlacht für weitere vier Jahre als Mitglied des Wahlausschusses wiedergewählt wurde. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl!


Ein langer Tag und ein später Kommers
Die Sitzung endete erst nach 18 Uhr. Nach einer schnellen Stärkung beim Italiener ging es zum Kommers, der erst gegen 20:30 Uhr begann. Trotz der Verspätung war es eine
gelungene Veranstaltung. Die Festrede eines Ingenieurs über Kupferabbau und den
sogenannten „Kupfer Fußabdruck“ passte perfekt zum Bergbaustandort Freiberg.

Das anschließende Bierdorf habe ich ausgelassen. Es gibt Momente, in denen Vernunft, Müdigkeit und Alter gemeinsam beschließen, dass es Zeit fürs Bett ist.

Fazit des Wochenende
Der ATB-Tag 2025 war intensiv, streckenweise kontrovers und insgesamt ein starkes Zeichen dafür, dass der ATB bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn nicht alle Satzungsänderungen die erforderliche Mehrheit erhielten, zeigte die Diskussion, dass der Verband sich ernsthaft mit seiner Zukunftsfähigkeit auseinandersetzt. Die Präsidentenwahl war ein wichtiges Signal für Haltung und Verantwortungsbewusstsein.

Für mich persönlich war es ein bereicherndes Wochenende und eine Ehre, unseren KV
erstmals als 2. Vorsitzender vertreten zu dürfen. Ich freue mich auf kommende
Verbandsveranstaltungen und hoffe, dass der ATB den eingeschlagenen Weg konsequent weitergeht.


Vivat, crescat, floreat,

Knigge Z!