Das Thema des ersten Vortragsabends in diesem Semester lautete "Einblick aus dem Arbeitsalltag in einer Suchtberatungsstelle" und wurde von Verbindungsschwester Turbiene gehalten.
In ihrem Vortrag zeigte sie uns auf, welche Kriterien es gibt, um als suchtkrank eingestuft zu werden und dass man lediglich drei dieser sechs Kriterien erfüllen muss, um unter diesem Begriff eingefasst zu werden... Was für viele von uns eine doch erschreckend geringe Anzahl an Kriterien war. Weitere Themenbereiche waren außerdem Kinder von suchtkranken Eltern, Sucht in der Schwangerschaft und Co-Abhängigkeit.
So werden z.B. die Kinder von suchtkranken Eltern zu 30-40% selber süchtig, da sie das Verhalten der Eltern spiegeln und diese ihnen als schlechte Vorbilder dienen. So lebt jedes 7. Kind in einer Familie, in der ein Elternteil eine alkoholbezogene Störung hat. Bei schwangeren Süchtigen ist beim Konsum von Suchtmitteln auch immer das Kind betroffen. Bereits im Mutterbauch hat jeder Tropfen oder jedes kleine „Mittelchen“ Auswirkungen auf das heranwachsende Baby. Dies führt zu einer mangelnden Entwicklung des Fötus und oft auch zu Früh- oder Fehlgeburten. Besonders erschreckend war die Aussage, dass in Deutschland pro Stunde ein Kind mit alkoholbedingten Schäden zur Welt gebracht wird. Das war für uns alle eine enorm hohe Anzahl und ist sogar höher, als die mit Down-Syndrom geborenen Kinder. Ähnlich interessant waren auch die (groben) Zahlen, zu den in Deutschland am häufigsten auftauchenden Suchtmitteln. Bei Cannabis sind es 600.000 Personen, bei Alkohol 1,8 Mio. Personen, gefolgt von 2,3 Mio. Personen bei Medikamenten und 14,7 Mio. Personen bei Tabak. Das Alkohol „nur“ an Platz drei war überraschte die Anwesenden eindeutig, da dies doch in Deutschland eines der verharmlosten und akzeptiertesten Suchtmitteln ist. Egal ob beim Essen mit der Familie oder einem Abend mit Freunden, ist der Alkohol doch stets leiser Teilhaber des Geschehens. Womit auch das Thema Co-Abhängigkeit angesprochen wurde. Besonders zwischen Freunden und Familie ein leichter Einstieg aber auch auf der Arbeit oder in Vereinen ein großes Thema. Wer nach dem nächsten berauschenden Abend einmal seinen Blutalkoholwert berechnen möchte, kann dies mit der folgenden Formel tun:
Der zu berücksichtigende Korrekturfaktor bei Männern ist 0,7 und bei Frauen 0,6.
Zu guter Letzt folgte der Hinweis, dass ein Suchtverlauf nur gestoppt werden kann, wenn die betroffene Person selber einsieht, dass sie was ändern muss. Genau dafür gibt es konkrete Anlaufstellen, die zumeist sogar kostenlos sind! Wie (Online-) Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Ärzte, Krankenhäuser und auch enge Freunde. Hilfe zur Selbsthilfe.
Wir danken Turbiene für diesen überaus spannenden und lehrreichen Vortrag über ihre Arbeit in der Beratungsstelle für Suchtkranke und hoffen, dass die anwesenden Teilnehmer auch einiges für sich selber mitgenommen haben.
i. A. d. Vortragswarts,
Dieimmerlacht Z! FM Z! X