Ernst Wilhelm Nay (* 11. Juni 1902 in Berlin; † 8. April 1968 in Köln) war ein deutscher Maler und Grafiker der klassischen Moderne. Er gilt als einer der bedeutendsten Maler der deutschen Nachkriegskunst (Quelle: Wikipedia).
Mit rund 120 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen stellt diese erste umfangreiche Retrospektive nach 30 Jahren ein facettenreiches Œuvre in allen Phasen vor. Darüber hinaus beleuchtet sie zentrale Themen und Motive, die Nays Schaffen über die Jahrzehnte hinweg prägten, und ermöglicht mit zeitlichen Vor- und Rückgriffen den Blick auf sein Werk als ein organisches Ganzes. Es wird vor dem Hintergrund seiner Zeit gesehen mit den politischen und wissenschaftlichen Fragen, die Niederschlag in seiner Arbeit fanden (Quelle: Hamburger Kunsthalle).
Der Ortsverband Hamburg lud zu seiner ersten öffentlichen Veranstaltung in 2022 ein, am 14. Juni zu 14 Uhr in die Kunsthalle Hamburg. Es wurde ein 60-minütiger Rundgang durch die Ausstellung mit Führung per Audioguide angeboten. Herr Jeffrey Turek, geborener US-Amerikaner, übernahm uns 12 Teilnehmer-innen mit, aus meiner Sicht, britischem Humor in seinen Ausführungen über Nay, dessen Kunstwerke und die Zeitgenossen des Malers. Unterhaltsam, lehrreich, interessant und dann auch noch mit eigenen Erfahrungen aus der „Branche“ waren die Erläuterungen von J. Turek. Wir waren angetan.
Nach dem Rundgang durch das 2. Stockwerk der neuen Kunsthalle ruhten wir uns bei Kaffee und Kuchen im Liebermann-Café aus. Endlich konnten wir uns wieder unterhalten, über dies und das und noch etwas. Es war ein schöner Nachmittag.
Thomas Ucke - Prinz
Eindrücke einer Führung durch die Nay-Ausstellung in der Kunsthalle Hamburg am 14.6.2022:
Unser Führer, Herr Jeffrey Turek, machte sich dadurch mit uns bekannt, dass er den Hörtest der Kommunikationsgeräte mehrfach mit „bla,bla,bla“ durchführte. Skurril, war der erste Gedanke. Aber dabei blieb es nicht. Denn die Nay-Ausstellung war – bis auf drei Ausnahmen – streng historisch dem Werdegang des Künstlers angeordnet, sodass ein ordnendes Grundgerüst schon vorgegeben war. Her Turek absolvierte auch brav den gesamten Rundgang, aber von Eigenwilligkeiten strotzend, die weit über Nay hinaus interessante Einblicke in die Kunstwelt nach dem 2. Weltkrieg gaben.
Ein konventionell gemaltes Fischerboot war von den Nazis – mit einem weiteren Bild Nays – der „entarteten Kunst“ zugeteilt, während die meisten Bilder Nays dieser Epoche viel eher wegen ihrer Abstraktheit hätten „entartet“ sein können.
Herr Turek behauptete, Nay sei der bedeutendste Maler der 50er und 60er Jahre gewesen, dann aber – Richtung 1968er – in Verruf und Bedeutungslosigkeit gekommen. Er unterstrich dies mit eigenem Erleben an der Hamburger Kunstschule am Lerchenfeld, wo es Ende der 60er Jahre eher darum ging, „mit Hundeexkrementen Skulpturen zu schaffen.“
Er selbst ist seit 1985 an der Hamburger Kunsthalle tätig, kam ehemals aus New York, pflegte aber einen ganz trockenen englischen Humor: Skurrile Einfälle eröffneten neue Sichtweisen auf das Kunstgeschehen. Insbesondere beschäftigte er sich mit dem Verhältnis der Künstler zu den Galeristen ihrer Zeit: Die einen glücklicher, die anderen weniger glücklich, was jeweils zu unterschiedlichen Erfolgen führte. Nay war nicht so glücklich, insbesondere wohl im Verhältnis zur maßgebenden Pariser Szene.
Bei so vielen Anekdoten und subtilen Bemerkungen war eine Stunde im Nu vorbei und lebhafter Schlussbeifall belohnte die interessante Führung von Herrn Turek.
Hildebrandt – Trotter